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Geschichte

Die Geschichte der Anwohner- Initiative
"Querbeet" am Brüsseler Platz

Die katholische Pfarrkirche St. Michael wurde 1906 geweiht und bildete mit ihrer ausgedehnten Grünanlage fortan als "Brüsseler Platz" das Herz des Belgischen Viertels. Trotz einiger Schäden am Kirchenbau während des 2. Weltkriegs blieb sein Erscheinungsbild über Jahrzehnte weitgehend erhalten.

Gartenarbeiten am Brüsseler Platz

Die erste Umgestaltung fand in den 1970er Jahren statt. Die Brüsseler Straße wurde auf der Höhe der Kirche einige Meter nach Osten verlegt und somit der Platz bis zu seiner jetzigen Größe erweitert. Die heute noch vorhandenen Hochbeete mit Rasen, Gehölzen und Sträuchern entstanden. Diese Maßnahme war damals nicht unumstritten und führte bereits zu lebhaften Kontroversen bei der Bürgerschaft im Quartier.
Es wurden jedoch auch zwei Spielplätze angelegt und zusätzlich zu den bereits vorhandenen großen Platanen neue Bäume zwischen dem Hauptportal der Kirche und der Maastrichter Straße gepflanzt. Diese sind inzwischen ebenfalls zu einer stattlichen Höhe herangewachsen. Zunächst noch von der Stadt gepflegt, wurden die Beete jedoch immer mehr sich selbst überlassen und allmählich entsprechend unansehnlich.


Fatale Pläne und ihre Verhinderung
Die Wende trat ein, als 2003 bei einer Informationsveranstaltung für die Anwohnenden verkündet wurde, dass die Stadt sich aus finanziellen und personellen Gründen aus der Verantwortung für die Grünanlage zurückziehen müsse. Gleichzeitig wurden Vorschläge einer Architekturklasse vorgestellt, die die Planierung der Hochbeete sowie die Entfernung der Bäume aus den 70er Jahren vorsahen. Die genannte Begründung, dass vor allem der Kirchenbau wieder sichtbarer werden sollte, konnte nicht verschleiern, dass es darum ging, hier ein pflegeleichtes Areal herzustellen, das sich zudem gastronomisch gut vermarkten ließe.
Ein Kreis von Anwohnerinnen und Anwohnern fand sich darauf hin zusammen und gründete die Patenschafts-Initiative zum Erhalt der Grünflächen durch eigenen Einsatz. Mit diesem Konzept leisteten die Koordinatoren der ersten Stunde, Gabriele Kiefer und Hubertus Butin, gründliche Überzeugungsarbeit. Die Pläne zum Kahlschlag waren vom Tisch.

Die Arbeit beginnt
Mit großem Elan und unter Beteiligung der ansässigen Gastronomie, der Fahrer vom Taxistand, des Einzelhandels sowie spendenfreudiger Bürgerinnen und Bürger wurde die Arbeit am Platz in Angriff genommen. Bis zum Herbst 2003 waren die Beete umgegraben und der Boden bereitet für eine groß angelegte Pflanzaktion. Erste Hilfestellung bei der Planung und

Materialbeschaffung leistete die Gartenarchitektin Ethel Perkins aus der Nachbarschaft, die ihre Kenntnisse ehrenamtlich zur Verfügung stellte. Bereits im Frühjahr 2004 blühten Tulpen, Narzissen und Traubenhyazinthen, im Sommer bestimmten Rosen das Bild. Die Beet-Paten (ihre Zahl schwankt seither zwischen 10 - 15 Aktiven) - -jäteten, gossen und warben für das Projekt. Die Presse berichtete über die inzwischen "Querbeet" genannte Anwohner-Initiative in regelmäßigen Abständen.
Längst honoriert auch das städtische Grünflächen-Amt den Einsatz und leistet punktuelle Hilfe sowohl beim Baumschnitt als auch bei der Mulch-Beschaffung im Spätherbst.
Immer wichtiger wurde die Unterstützung der Abfall-Wirtschafts-Betriebe (AWB).
Deren Mitarbeiter sorgen dafür, dass die freien Flächen, trotz der allseits bekannten Belastung, immer wieder in einen gepflegten Zustand versetzt werden und der Platz für Menschen attraktiv bleibt, die hier Erholung suchen.

Ein jährlich wiederkehrendes Problem
Seit ca. 10 Jahren gibt es ein Problem, das nicht nur den Beet-Paten, sondern auch den Anwohnenden in den Sommermonaten das Leben schwer macht. Hunderte von Feierlustigen
bevölkern das Areal rund um die Kirche. Der Lärmpegel bis in die frühen Morgenstunden dringt längst auch in die Seitenstraßen hinein. Der Platz und die Beete werden vor allem an den Wochenenden zugemüllt und Pflanzen zerstört.

Der Anfang des zunächst abendlichen, später auch nächtlichen Treibens kann ziemlich genau mit dem Weltjugendtag in Köln 2005 benannt werden. Jugendgruppen aus Frankreich waren der Kirche St. Michael zugeteilt. Sie nahmen in einem Zelt vor der Kirche ihre Mahlzeiten ein, hielten Andachten ab und machten abends Musik. Ab 22 Uhr leerte sich der Platz, von gestörter Nachtruhe konnte noch keine Rede sein.
Im darauf folgenden Jahr mit der Fußball-Weltmeisterschaft ging es bereits lebhafter zu. In den Fenstern der Gastronomie standen die ersten Flachbildschirme, die Spiele wurden nach außen übertragen. Anschließend folgten die Talk-Runden, sowohl im Fernsehen als auch in größeren Gruppen und mit reichlich Alkohol auf dem Platz.
Die immer kritischer werdende Situation führte zu unzähligen Beschwerden und Diskussionen mit den zuständigen Ämtern der Stadt und der Polizei. Verschiedene Versuche zur Milderung der Belastungen konnten die Lage ansatzweise ein wenig entspannen, aber nicht wirklich verändern.

Querbeet hält durch
Die Gärtnerinnen und Gärtner machen dennoch weiter. Einige Beetpaten sind ausgeschieden, neue hinzugekommen. Der Wunsch, diese grüne Oase zu erhalten und sie weiterhin zum Blühen zu bringen, hält die Gemeinschaft zusammen. Finanzielle Unterstützung erfährt das Projekt über Zuschüsse zu den Pflanzen- und anderen Sachkosten aus Mitteln der Bezirksverwaltung Innenstadt. Das städtische Grünflächenamt steht uns nach wie vor beratend zur Seite.

"Querbeet" - seit 2013 als eingetragener Verein - beging 2023 sein 20jähriges Bestehen. In dieser Zeit ist ein Netzwerk entstanden, das über das Belgische Viertel hinausgeht und als 'work in progress' hoffentlich noch lange trägt.